In einer Einrichtung, die es schon fast 40 Jahre gibt, stehen für jeden einzelnen Pflegeprozess im gemeinsamen Hintergrundbewusstsein die Erfahrungen von hunderten von Sterbefällen innerhalb der Hausgemeinschaft. Manch einem mag dies unheimlich anmuten, aber Erfahrung schenkt auch Sicherheit und behütende Kraft. Der Liedermacher Wolf Biermann sagte einmal ganz pointiert: es gibt auch ein Leben vor dem Tod. In der Hilfe zum Leben sehen wir unsere Aufgabe. Palliative Geriatrie ist in erster Linie Lebenshilfe. Beurteilen wir Sterbeprozesse auf einer Qualitätsskala von ganz fürchterlich bis wunderschön, dann fällt auf, dass die Weichen für die Bewältigung der letzten Lebenskrisis im Leben selbst gestellt werden. Im authentisch aufrechten Miteinander von BewohnerInnen, Angehörigen (dieser Gruppe kommt die größte Langzeitbedeutung für die Beziehungsqualität zu) und den betreuenden Berufsgruppen, die jeweils ihre persönliche Empathie und Fachkompetenz einbringen. Das ist ein hochsensibler völlig individueller Prozess, bei dem kein Schalter umgelegt werden muss, der nach allen Seiten offen ist , bei dem auch nicht feststeht, wer ihn moderiert. Vielleicht der Betroffene sogar selbst. Jedenfalls derjenige, der nicht nur emotional am dichtesten dran ist. Der Hinzuziehung eines Palliativmediziners und auch eines Hospizdienstes sollten alle Beteiligte einvernehmlich zustimmen.
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