Wohnpark am Rohrpfuhl Mahlsdorf
„Die Menschen einbeziehen – das ist unser Fokus“
Das Haus
Warum der Wohnpark an der Florastraße in Mahlsdorf seinen Namen trägt, ist unschwer zu erkennen: Die zweigeschossigen, durch einen verglasten und lichtdurchfluteten Veranstaltungsraum verbundenen Häuser liegen inmitten eines großzügigen Gartens. Und direkt an die Anlage nahe des alten Dorfkerns grenzt der namensgebende Rohrpfuhl, ein idyllisches kleines Naturschutzgebiet.
Den Wohnpark gibt es seit Juni 2006, da wurde das erste Haus errichtet. Im folgenden Jahr dann auch Haus zwei. Hinter dem Wohnpark steht die Idee des Trägers, der Pflegewohnzentrum Kaulsdorf-Nord gGmbH, neue Wege in der Versorgung von Senioren zu gehen. Und so basiert das Konzept auf einem individuelleren und trotzdem gemeinschaftlichen Wohnen, das den Bewohnerinnen und Bewohnern viel Entscheidungsfreiheit und die Möglichkeit, sich aktiv einzubringen, bietet.
Einige Fakten
- 80 Plätze/Einzelzimmer mit Bad, je 20,33 m²
- Zimmer in 8 „Hausgemeinschaften“, davon 2 für Menschen mit Demenz
- Jeweils 10 Bewohner bilden eine „Hausgemeinschaft“: Das ist ein abgeschlossener Bereich, der gemütlich wie eine große Wohnung gestaltet ist. Von einem großzügigen und farblich ansprechend gestalteten Flur gehen die einzelnen Zimmer mit angeschlossenen Bädern ab; es gibt jeweils einen Hauswirtschaftsraum und einen großzügigen Aufenthaltsbereich mit großer offener und voll ausgestatteter Küche
- Jede Hausgemeinschaft bereitet das Essen in der eigenen Küche (mit Hilfe/unter Anleitung der Alltagbegleiter) selber zu
- Großer gemütlicher Aufenthaltsbereich pro Hausgemeinschaft mit Esstischen, Sitzecke, Fernseher, individuell und geschmackvoll eingerichtet
- Der älteste Bewohner ist 103 Jahre alt | junge, z. B. neurodegenerativ erkrankte Menschen, leben nicht im Wohnpark
Das Team
Steffi Welskopp-Schoeps (u. l.), Einrichtungsleiterin, Beatrice Hildebrandt (u. m.), Pflegedienstleiterin und Manuela Nick (u. r.), Sozialdienst, haben im Wohnpark die Hüte auf.
Zum Team gehören mehr als 85 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter Fachkräfte, Pflegeassistenten und Hauswirtschaftskräfte, die in Absprache mit den Alltagsbegleitern auch in der Versorgung mitmachen. Von den Pflegefachkräften haben 38 eine Palliative-Care-Ausbildung.
Insgesamt zeichnet der stabile Mitarbeiterstamm und eine große Einsatzbereitschaft aller die Einrichtung aus. Der Einsatz von Leasingkräften ist hier die ganz große Ausnahme.
Warum kann man sich bei Euch wohlfühlen?
Bei uns steht die familiäre Atmosphäre im Vordergrund, wir arbeiten miteinander und nicht gegeneinander – das ist überall im Haus spürbar.
Die individuelle Betreuung steht bei uns im Mittelpunkt, wir versuchen wo es geht, die Eigenständigkeit der Menschen zu fördern. Die Bewohner leben in überschaubaren Hausgemeinschaften und werden nach ihren Möglichkeiten und Ressourcen einbezogen: Beim Frühstückmachen, Kochen, Tisch decken, auch mal Putzen oder sie helfen im Garten. Zum Wohlfühlen gehört auch, dass in jeder Hausgemeinschaft frisch gekocht wird. Wir stimmen ab, was es in der folgenden Woche zu essen gibt, danach wird dann eingekauft. Alle Bewohner werden mit einbezogen, das ist der Fokus bei uns. Wenn sie nicht mehr können, übernehmen wir natürlich alles.
Was zeichnet Palliative Geriatrie in Eurem Haus aus?
Wir akzeptieren die Sterbewünsche unserer Bewohner und haben ein zwölfköpfiges Palliativteam im Haus, das sie bis zum Ende begleitet. Auch die Angehörigen können jederzeit kommen und hier übernachten. Eine Palliativärztin, mit der wir zusammenarbeiten, ist immer erreichbar Außerdem unterstützt uns der Hospizdienst der Maltester und ein Pfarrer, wenn der Wunsch nach geistlichem Beistand besteht. Eine große Rolle spielt in unserem Haus die Gesundheitliche Versorgungsplanung für die letzte Lebensphase (GVP). Frau Welskopf-Schoeps und Frau Hildebrandt sind geschulte GVP-Beraterinnen.
Was bedeutet es Euch, Mitglied im NPG zu sein?
Wir sind als Wohnpark seit 2013 Mitglied und haben die Palliative Geriatrie mit der NPG-Mitgliedschaft systematisch im Haus etabliert. Ein entsprechendes Konzept zur palliativen Begleitung hatten wir zwar schon, das lief irgendwie, es gab aber immer wieder Unzufriedenheit damit. Das war auch Grund, ins NPG einzutreten. Im Rahmen der Projektwerkstatt haben wir dann Prozessteam gegründet und entwickelt.
Besonders in schwierigen Zeiten wie während der Corona-Pandemie zeigt sich, wie wichtig der der Austausch mit Kollegen ist, und sei es über Zoom oder Telefon. Diese kollegialen Kontakte, die Kommunikation, sind so wertvoll im Rahmen des NPG. Man bekommt neue Impulse, denn die verschiedenen Häuser arbeiten alle an anderen Themen. Dadurch bleibt man nicht so in der eigenen Blase und kommt in Versuchung zu sagen „läuft ja, da brauchen wir nicht mehr hinschauen“.
Was war Euer Einstiegsprojekt?
Unser Projekt hieß „Implementierung und Begleitung palliativer Versorgungsstrukturen im Wohnpark am Rohrpfuhl“ und lief von April 2013 bis Ende 2015. Es ging dabei um die Umsetzung des bestehenden Konzepts zur Sterbebegleitung durch monatliche Sitzung des Projektteams Palliative Geriatrie, ethische Fallbesprechungen und Reflexion jedes Sterbeprozesses im Haus. Ziel war u. a. die Schaffung eines Bewusstseins für Palliative Geriatrie und die Stärkung der fachlichen und emotionalen Sicherheit der Mitarbeiter im Umgang mit sterbenden Menschen. Dafür gab es Fortbildungen zu rechtlichen Themen, zur Symptomlinderung und spezieller Pflege, zu spirituellen und weltlichen Ritualen. Darüber hinaus galt es, Abschiedsrituale zu entwickeln. Zum Beispiel eine Abschiedsanzeige im Haus, ein jährlicher Abschiedsnachmittag oder eine Gedenkwand. Mittlerweile hat fast jeder unserer Mitarbeiter den 40-Stunden-Kurs „Palliative Care“ absolviert.
Welche Rolle spielt der Träger im Kontext der palliativgeriatrischen Entwicklung?
Wir haben in unserem Träger zwar eine zentrale Geschäftsführung, sind hier aber auch geschäftsführende Hausleiter und besitzen dadurch viel Freiheit in unseren Entscheidungen.
Es ist sehr gewünscht, dass wir in Netzwerken mitarbeiten – welche das sind, können wir selber entscheiden. Netzwerkarbeit ist ja zum einen wichtig, um nach außen „zu strahlen“. Zum anderen aber auch, um über den „Tellerrand“ zu schauen und daraus Nektar zu ziehen. Unser Träger hat vor kurzem die „Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen“ unterzeichnet und auch ein weiteres Haus der Pflegewohnzentrum Kaulsdorf-Nord gGmbH ist Mitglied im NPG.