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Das Haus

Das heutige Johanniter-Stift wurde 1885 als „Johanniterheime zu Groß Lichterfelde bei Berlin“ auf dem Gelände am Hindenburgdamm eingeweiht. Es folgten wechselvolle Jahre: Nach Zerstörung im Krieg und Wiederaufbau musste das Stift dem Neubau des Universitätsklinikums Benjamin Franklin weichen und zog 1966 an die Finckensteinallee.

Damals war es ein "bodenständiges" Altenheim mit Schwestern, die noch ein Häubchen trugen. 2009 dann grundsaniert und modernisiert, zeigt sich die Einrichtung nun hell und großzügig. Größter Schatz ist wohl der wunderschöne parkähnliche Garten. Doch dieses Juwel muss man auch an die richtige Kette bringen, damit es strahlt, wie es Einrichtungsleiterin Heike Deubler ausdrückt. Und diese Kette, das ist der Geist des Hauses, die Haltung, mit der hier jeder Mitarbeitende den Bewohnerinnen und Bewohnern gegenübertritt.

Einige Fakten

  • 144 Plätze
  • 104 Einzelzimmer, rund 21 m², 20 Doppelzimmer 35-37 m
  • Eigene Küche, täglich drei wechselnde Drei-Gänge-Menüs, außerdem ein „bunter Dienstag", ein komplett fleischfreier Tag
  • Gemütliches Restaurant mit Flügel und großen Türen zum Garten hin
  • Zimmer für neurologische Patienten, so z. B. kleiner Wohnbereich mit 13 Betten für jüngere neurologische Patienten
  • Jüngster Bewohnerin: 23 Jahre | älteste Bewohnerin 103 Jahre 

Das Team

Heike Deubler (u. l.), Einrichtungsleiterin, kann jeden Bewohner beim Namen nennen, und Barbara Lenz (r.), Pflegedienstleitung, haben im Haus die Hüte auf.
Zum Team gehören außerdem 86 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon 7 Palliative Care-Fachkräfte - sie alle sind die guten Seelen des Hauses.

Warum kann man sich bei Euch wohlfühlen?

Weil wir wirklich ein Zuhause sind - ein Zuhause mit Pflegekomponente. In diesem Zuhause ist alles möglich: Mann muss nicht alleine sein, kann Kontakte knüpfen, sich aber auch zurückziehen. Jede Bewohnerin und jeder Bewohner kann die Person zu bleiben, die sie ist. Wir begleiten hier und verändern nicht. Für uns steht der Mensch immer im Mittelpunk! Das ist kein Werbespruch, sondern unsere Haltung! 

Wie ist Euer Beitrag als Leitung zum Gelingen von Palliativer Geriatrie?

Auch hier ist die eigene Haltung ganz wesentlich. Wenn man als Leitung dazu keine klare Haltung hat, wird es nicht möglich sein, Palliative Geriatrie in ein Haus zu bringen und überzeugend nach außen zu tragen. Es geht ja nicht um ein Rollup, das man aufstellt. Unsere Haltung ist unsere beste Werbung. Diese Haltung zur Pallitiven Geriatrie "verkaufe" ich jaauch im Erstgespräch. Es wäre bitter, wenn ich nicht halten könnte, was ich verspreche.

Was bedeutet es Euch, Mitglied im NPG zu sein?

Palliativ arbeiten wir in unserer Einrichtung schon immer auf einem gutem Niveau. Wir hatten auch schon vor der Mitgliedschaft Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Palliative-Care-Ausbildung und sogar einen Palliativzirkel. Uns war es aber wichtig, uns nicht zurückzulehnen. Außerdem sind Netzwerke sehr wichtig - man muss ich immer wieder der Frage widmen, was man verändern oder noch besser machen könnte. Man ist ja nicht alleine klug, kann von den Erfahrungen der anderen profitieren.

Außerdem ist es gut zu wissen, dass der "Wahnsinn" nicht nur hier, bei uns, sondern überall in der Pflegelandschaft auftritt. So kann man Probleme besser aushalten.

Die Mitgliedschaft im NPG hat unserem palliativgeriatrischem Tun jedenfalls die „Krone“ aufgesetzt. Das Kompetenzzentrum Palliative Geriatrie vom Unionhilfswerk, das ist schon eine Norm!

Was war Euer Einstiegsprojekt?

Unser Projekt heißt "Meine Wünsche … Wie wir letzte Herzenswünsche palliativer Bewohner*innen sichtbar machen“. Es geht darum, mit unseren Bewohner:innen ein Leporello zu gestalten, dass diese Wünsche abbildet, sichtbar macht. Auf der einen Seite des Leporellos soll dargestellt werden, was das Leben des Menschen ausgemacht hat, was schön war und was wichtig. Auf der zweiten Seite wird gezeigt, was sich der Mensch für seine letzte Zeit wünscht. Das sollte dann so sichtbar sein, dass alle es sofort sehen und sich damit auseinandersetzen können. Das ist in der normalen Dokumentation nicht möglich.

Mit der Arbeit an diesem Lebens-Leporello wird begonnen, wenn der neue Bewohner nach sechs Wochen und einem „Integrationsgespräch“ bei uns auch innerlich angekommen ist. Wenn jemand das nicht mehr selber machen kann, wird das Leporello mit den Angehörigen erstellt. Die Wünsche haben wir dann an die Angehörigen kommuniziert. Die haben es richtig aufgesogen und waren tief gerührt von den oft so einfachen aber prägnanten Wünschen ihrer Eltern oder Großeltern.

Das Leporello-Projekt hilft, Wünsche sichtbar zu machen. Foto: C. Pfister

Was zeichnet Palliative Geriatrie in Eurem Haus aus?

Palliative Geriatrie ist für uns ein wirkliches Ernstnehmen der Bewohner und die Achtung ihrer Würde in vielen verschiedenen Situationen. Und es ist ein Prozess, an dem alle beteiligt sind. Es geht natürlich um Symptomlinderung, Schmerzfreiheit - aber auch um Wünsche der Bewohnerinnen und Bewohner und darum, diese ernst nehmen. Das können Kleinigkeiten sein wie der Wunsch nach Ruhe oder die Ablehnung beipsielsweise einer Aromatherapie.

Palliative Geriatrie bedeutet, dass wir noch genauer hinschauen und den Menschen ganzheitlich sehen; sie ist bei uns immer ein individuelles Geschehen. Wir tasten uns ran, wollen herausbekommen, was gewünscht wird, damit man nicht etwas überstülpt, was gar nicht gewollt ist. Gant besonders wichtig ist dabei die letzte Lebenszeit. Jeder Mensch hat nur eine Chance, gut zu sterben. Darum sollten wir das so gut wie möglich begleiten, das ist uns ein großes Anliegen und dafür stehen wir ein.  

Ganz berührend war hier der O-Ton eines Angehörigen, als wir auf einem Info-Abend erklärt haben, was Palliative Geriatrie ist und wie wir sie in unserem Haus verstehen: "Ich weiß, dass meine Frau irgendwann gehen muss, und ich weiß nicht, wie ich das aushalten soll. Aber nachdem Sie das erzählt haben, bin ich ganz sicher, es wird gut!“ 

Was hat sich mit der Mitgliedschaft im NPG verändert?

Ganz klar: Wir schauen seitdem noch differenzierter hin. Alles was wir machen, machen wir schon sehr lange und auf hohem Niveau – das heißt aber nicht, dass man immer fokussiert ist. Dabei hat die Auseinander-setzung im Rahmen der Mitgliedschaft geholfen. Man guckt wieder anders und neu hin und prüft, wo man noch individueller werden kann, wo Verbesserungspotential ist.

Welche Rolle spielt der Träger im Kontext der palliativgeriatrischen Entwicklung?

Die Johanniter stehen absolut dahinter, das Thema "Palliative Geriatrie" wurde immer gefördert, man legt seitens unseres Trägers darauf wert. Auch unser Haus in Tegel ist im NPG, die Einrichtung in Johannisthal hat jetzt mit Projektwerkstatt angefangen. Dadurch können wir uns als Leitungskräfte auch regelmäßig treffen und austauschen.

Die Haltung der Leitung und des Trägers muss so sein, dass man weiß, was man will. Das muss dann in die Einrichtung gebracht werden. Und natürlich ist es wichtig, immer wieder an die großen Ziele, aber auch die kleinen alltäglichen Dinge, zu erinnern. Man arbeitet schließlich mit verschiedenen Ressourcen, verschiedenen Menschen, darum ist es wichtig, sich eigentlich Selbstverständliches immer wieder bewusst zu machen.

Das Heim ist das letzte Zuhause. Stirbt ein Bewohner, gehört auch das Verabschieden des Sarges dazu. Foto: C. Pfister

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